Was muss man bei Eigenleistungen am Bau berücksichtigen?
Im Fernsehen boomen Sendungen über den Hausbau. Dort sieht man glückliche aber auch frustrierte Bauherren und oft sieht man Bauherren, die ihr Haus mit hohen Eigenleistungen bauen; der Hausbau als Familienprojekt. Da möchte doch jeder gleich mitmachen, oder? Aber: lohnen sich Eigenleistungen in jedem Fall? Und worauf sollte man achten, wenn man selbst mit anpacken will?
1. realistische Kostenschätzung
Viele Bauherren gehen mit geschönten Kostenschätzungen ans Werk. Da wird beispielsweise das Ausbauhaus gekauft und vergessen, dass das Material für den Innenausbau auch noch Geld kostet. Außerdem wird der Wert der Eigenleistungen oft überschätzt.
Tipp: lassen Sie sich von Ihrem Bauträger einen detaillierten Kostenplan geben, bei dem alle Gewerke, die Sie in Eigenleistung erledigen wollen, nach Lohn- und Materialkosten aufgeschlüsselt werden. Wenn Sie den Wert (= Einsparpotential) Ihrer Eigenleistungen berechnen, vergessen Sie nicht die Fahrtkosten und Beiträge zur Bauberufsgenossenschaft für Ihre Helfer. Und denken Sie immer daran: 10.000 Euro Eigenleistungen sparen, wenn sie sonst finanziert werden müssten, ca. 50 Euro monatliche Finanzierungsrate!
2. genauer Zeitplan erforderlich
Was ein erfahrener Handwerker an einem Tag schafft, erledigen Sie -auch mit etwas Übung- in vielleicht 3-4 Tagen. Das gilt vor allem, wenn Sie nach Feierabend auf der Baustelle stehen und schon einen ganzen Arbeitstag hinter sich haben. Auch werden Sie feststellen, dass einige Freunde und Bekannte, die Ihnen beim Hausbau helfen wollten, das eine oder andere mal ausfallen. Das kostet Zeit. Und Zeit kostet Geld, denn jeder Monat kostet Sie vielleicht Miete und Bauzeitzinsen für schon ausgezahlte Kredite (z.B. zur Finanzierung des Grundstücks oder des Rohbaus)
Tipp: versuchen Sie, einen realistischen Zeitplan aufzustellen und alle in Frage kommenden Helfer frühzeitig “zu verpflichten”. Ansonsten stehen Sie zu oft alleine auf der Baustelle.
3. Welche Leistungen können wirklich gebracht werden?
Eigentlich sieht so ein Hausbau ja ganz einfach aus. Ein paar Steine übereinander legen, ein paar Rohre und Strippen ziehen. So schwer kann das alles doch nicht sein, oder? Und im Fernsehen machen sie es einem doch oft vor, wie einfach das doch geht.
Viele Bauleistungen sind tatsächlich nicht so schwer- wenn man weiß wie es geht. Allerdings sollte man immer auch an eines denken: der einzige, der für die selbst ausgeführten Arbeiten eine Garantie übernimmt, sind Sie selbst. Gerade wenn Sie am Bau Mängel entdecken, geht der Streit mit dem Bauunternehmen los, der Mängel immer auf die Eigenleistungen schieben wird.
Tipp: alle Gewerke sollten vor Beginn der Eigenleistungen von einem Spezialisten bzw. Sachverständigen abgenommen werden.
4. Belastungsprobe für Ehe und Beziehung
Der Hausbau ist auch ohne Eigenleistungen schon stressig. Mit Eigenleistungen ist es ein echter Belastungstest für jede Beziehung und nicht wenige Ehen und Beziehungen sind daran zerbrochen.
Wer viel Eigenleistungen machen will (muss), ist in jeder freien Minute auf der Baustelle, kennt keine Freizeit, keinen Urlaub und meistens keinen entspannten Augenblick. Geht etwas schief oder läuft der Zeitplan aus dem Ruder wird es richtig anstrengend.
5. ohne Bargeld geht (fast) nichts
Viele wollen Eigenleistungen erbringen, weil sie kein oder nur sehr wenig Eigenkapital für den Hausbau haben. Das kann schnell “in die Hose gehen”, denn gerade beim Hausbau in Eigenregie brauchen Sie ein gewissen Polster an Barmitteln, um z.B. die ganzen kleinen Rechnungen für den täglichen Besuch im Baumarkt zu bezahlen. Außerdem müssen Sie mit einer längeren Bauphase und damit höheren Nebenkosten rechnen (z.B. für Miete oder Bauzeitzinsen).
Tipp: beim Erstellen Ihres Finanzierungsplans sollten sie unbedingt einen Teil Ihres Eigenkapitals für Kleinrechnungen und Unvorhergesehenes einplanen. Ansonsten kann es sein, dass Sie beim Bau selbst “auf dem Schlauch stehen”.