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Alternative Wohnformen gegen Wohnungsnot: Co-Living-Places

22.07.2019: In diversen Großstädten gibt es sie schon, die sog. Co-Living-Places. Hinter diesem Begriff steckt nichts anderes als die gute alte Wohngemeinsschaft, allerdings in etwas anderem Gewand. Zielgruppe sind nicht die Studenten, die jeden Euro dreimal umdrehen müssen, sondern Arbeitnehmer oder Freelancer, die vor allem Wert auf Service legen. Mit der Umsetzung hapert es allerdings bei dem einen oder anderen Anbieter.

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Foto: Shutterstock/Duplass

Wenn es den Kommunen und Investoren nicht gelingt, in ausreichender Zahl neuen Wohnraum zu schaffen, sollte man das Thema Wohraumknappheit mal von einem anderen Ende aufziehen und sich fragen, wie man den vorhandenen Wohnraum besser nutzen kann. Ein wesentlicher Faktor, der gerade in Ballungsgebieten zur Verkappung von Wohnraum geführt hat, ist die steigende Anzahl der Single-Haushalte. Die Anzahl der Single-Haushalte ist seit Anfang der 90er Jahre bis heute um gut 50% angestiegen. Derzeit leben rund 18 Mio Deutsche (und damit jeder 5. Bundesbürger) allein in ihren 4 Wänden. Unter diesen 18 Mio Deutschen findet sich natürlich auch "Oma Meyer", die seit dem Tod ihres Mannes allein in dem Haus auf dem Land lebt (um mal ein Klischee hervorzuholen). Aber gerade in Großstädten und Ballungsgebieten findet man eben auch viele Singles, die beispielsweise nach der Ausbildung oder Studium ihren ersten Job bei Firma X angetreten haben. Gerade diese "Zugereisten" sorgen für zusätzliche Nachfrage am Wohnungsmarkt und somit für eine weitere Verknappung (insbesondere bei günstigem Wohnraum).

Für die typischen jüngeren Singles, die frisch ins Berufsleben gestartet sind und noch nicht wissen, ob und wie lange sie überhaupt bleiben, gibt es eine Alternative zur eigenen Wohnung: die gute alte Wohngemeinschaft oder neudeutsch "co-living-places". Wer damit die typische Studenten-WG verbindet, ist auf dem Holzweg. Statt abgeranzter Party-WG wollen gewerbliche Anbieter mit "co-living-places" Service-Wohnen in begehrten Stadtteilen bieten. Und wenn man sich die diversen Angebote anschaut, erinnert vieles an betreutes Wohnen für Hipster.

Das Grundprinzip der gewerblichen Co-Living-Anbieter ist denkbar simpel: man nimmt eine beispielsweise 4-Zimmer-Wohnung in einem begehrten Stadteil und mache daraus 3 "private Suiten" plus einem Gemeinschaftsraum. Bad und Küche teilen sich die Bewohner ebenfalls brüder- bzw. schwesterlich. Die Zimmer werden mehr oder weniger hübsch möbliert und damit aus dem "Co-Living-Place" am Ende nicht doch die versiffte Studenten-WG wird, gibt es einen Putz- und Reinigungsservice. Der typische WG-Streit um Putzpläne entfällt somit. Einige Anbieter wie beispielsweise coliving-hamburg verpassen der WG gerne auch ein Motto ("Wir geben dem
Gründergeist ein zu Hause - Ein Ort an dem junge Gründer und Kreative zusammen wohnen...").

Die Bequemlichkeit hat natürlich ihren Preis. Die Monatsmieten für ein WG-Zimmer liegen deutlich über dem ortsüblichen Mietspiegel. Lokale Mietervereine bezeichnen die verlangten Mieten gerne auch als Wucher, weil sie teilweise mehr doppelt so hoch sind wie die normalen Wohnungsmieten. Die Anbieter begründen die verhältnismäßig hohen Mieten vor allem mit der Möblierung und dem Service (was auch dabei hilft die vielerorts geltenden Mietpreisbremsen bei Neuvermietung zu umgehen).

Ja, man kann über die Kosten derartiger Angebote streiten. Man kann auch darüber streiten, ob und wie der versprochene Service funktioniert. Aber gerade aus Sicht des "zugereisten Berufsstarters" bieten derartige Wohngemeinschaften Vorteile. Ich spare mir die meist langwierige Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Zudem bekomme ich so ggf die Chance in einem Stadtteil zu wohnen, in der ich allein sicher keine bezahlbare reguläre Wohnung finden würde. Und zu guter Letzt muss ich mir nach der Wohnungssuche nicht auch noch Gedanken um die Wohnungseinrichtung machen (und diese nicht auch noch zahlen). Wenn ich noch nicht weiß, ob und wie lange ich bleibe, spare ich mir so viel Lauferei und unnötige Ausgaben.

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