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Hochwasserkatastrophe: das sollten betroffene Immobilienbesitzer beachten!

19.07.2021 Wenn Sie zu den vom Hochwasser betroffenen Immobilienbesitzern gehören und Ihre Immobilie aktuell noch finanziert ist, sollten Sie sich frühzeitig mit Ihrer Bank in Verbindung setzen. Dies gilt, wenn Ihre Immobilie erheblich beschädigt oder sogar komplett zerstört wurde. Aber auch wenn Sie befürchten, dass Sie die mögliche Doppelbelastung aus laufenden Darlehensraten und den Kosten für eine Ersatzwohnung o.ä. nicht tragen können, sollten Sie unbedingt Kontakt zu "Ihrer" Bank aufnehmen!

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Bildnachweis: Shutterstock/Juergen Faelchle

Eines vorab: sofern Sie aktuell vom Hochwasser betroffen sind, werden Banken, Sparkasse usw. sicher alles tun, damit das Ganze nicht auch noch in einer finanziellen Katastrophe für Sie endet. Allerdings sollten Sie sich rechtzeitig kümmern, auch wenn Sie aktuell sicher ganz andere Dinge im Kopf haben als irgendwelche "Bankgespräche" zu führen.

Als erstes sollen Sie die Bank(en) informieren, wenn Ihre Immobilie erheblich beschädigt oder gar komplett zerstört wurde. Da Ihre Immobilie in der Regel als Sicherheit gegenüber der Bank dient, steht diese jetzt ggf. ohne die ursprünglichen Sicherheiten da. Das könnte letztlich dazu führen, dass eine Bank laufende Darlehen aufgrund fehlender Sicherheiten kündigt (das nennt sich dann "wesentliche Verschlechterung der Werthaltigkeit"; siehe das Kleingedruckte im Kreditvertrag). Daran hat keine Bank echtes Interesse, zumal ggf. Leistungen aus einer Gebäudeversicherung oder ggf. aus Hilfsfonds von Bund und Land die Wiederherstellung des Gebäudes ermöglichen (sollen). Aber bis zum Wiederaufbau bewegt man sich hier in einem Graubereich.

Unabhängig davon, ob später eine Versicherung oder ein Hilfsfonds den Wiederaufbau finanzieren, werden Sie wahrscheinlich nicht auf die Gelder warten können. Das bedeutet, dass Reparaturen oder gar der komplette Wiederaufbau höchstwahrscheinlich vorfinanziert werden müssen. Auch hier wird Ihnen Ihre Bank sicher entgegen kommen (schließlich will sie ja ihre Sicherheiten zurück). Wahrscheinlich ist, dass insbesondere regional ansässige Kreditinstitute Ihnen sogar bei der Entschädigung durch Versicherer oder ganz besonders auch Hilfsfonds behilflich sein werden (zumal dort Mitarbeiter der Banken ggf. direkt selbst betroffen sind). Das dürfte bei überregionalen Kreditinstituten oder gar Direktbanken schon schwieriger werden.

Nachtrag (12.08.2021): einige regionale und überregionale Kreditinstitute haben mittlerweile eigene Sonderkreditprogramme aufgelegt, um Betroffenen helfen zu können. Die Darlehen sind häufig (fast) zinslos und werden teilweise ohne Bonitätsprüfung und auch ohne Sicherheiten zur Verfügung gestellt.

Der Kontakt zur finanzierenden Bank ist auch wichtig, wenn Sie sich jetzt mindestens übergangsweise eine andere Bleibe suchen und diese auch bezahlen müssen. Nur die Wenigsten können weiter die Darlehensraten und noch eine zusätzliche Miete zahlen. Vorstellbar ist, dass Banken hier mindestens die Tilgungsraten, ggf. aber auch die Zinsen, stunden. Das schafft zumindest etwas Liquidität und nimmt bei den monatlichen Ausgaben "den Dampf aus dem Kessel". Erfahrungen mit diesem Thema haben die Kreditinstitute ja in Corona-Zeiten hinlänglich sammeln können.

Das Gespräch mit den Banken ist natürlich auch sinnvoll, wenn Sie Ihren kompletten Hausrat, Fahrzeuge usw. erneuern müssen, weil dieser weg oder unbrauchbar geworden ist. Auch hier kann es dauern bis Sie das von der Hausrat- oder Teil-/Vollkaksoversicherung auf dem Konto haben. Fangen Sie in diesem Fall bloß nicht an, planlos bei Möbelhäusern, Amazon und Co. "auf Pump" einzukaufen. Das kann am Ende im finanziellen Desaster enden. Auch hier können Banken vor Ort ggf. sinnvoller unter die Arme greifen (beispielsweise mit einer Zwischenfinanzierung bis der Umfang der "Ersatzbeschaffungen" fest steht). Denken Sie auf jeden Fall daran, Ihr beschädigtes Eigentum (sofern nicht ganz weg) zu dokumentieren, denn sonst könnte es schwer werden, hierfür entschädigt zu werden.

Sofern Sie Ihre Immobilienfinanzierung über einen Vermittler wie uns abgeschlossen haben, sollten Sie sich ggf. mit diesem in Verbindung setzten. Das gilt insbesondere, wenn Ihre finanzierende Bank nicht "um die Ecke" ansässig ist. Der Vermittler wird am ehesten wissen, wie man mit der Bank umgehen kann/muss und welche Möglichkeiten sich (siehe oben) dort bieten, um die finanziellen Folgeschäden so gering wie möglich zu halten.

Ihr

Olaf Varlemann

Inhaber von baufi-nord.de