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Welche Auswirkungen hat die Pleite der Silicon Valley Bank auf Deutschland?

Die Pleite der Silicon Valley Bank ht insbesondere in der sog. Start-Up-Szene für ziemliche Aufregung gesorgt. Galt die Silicon Valley Bank (SVB) doch lange als die Bank für unkomplizierte Kredite und Parkplatz für das bei Investoren eingesammelte Kapital. Damit ist erst einmal Schluss! Aber welche Auswirkungen hat das Aus der Silicon Valley Bank auf den Finanzplatz Deutschland?

Die Silicon Valley Bank war nicht nur in den USA aktiv, sondern auch in Europa, insbesondere in Deutschland. Hierzulande ist die US-Bank allerdings nur als Kreditgeber in Erscheinung getreten. Einlagen wurden nicht bei deutschen Anlegern eingesammelt. Insoweit ist die Silicon Valley Bank kein Fall für die deutsche Einlagensicherung.

Von der Pleite betroffen sein könnten deutsche Start-Ups, die sich über Kredite bei der SVB finanziert oder ihr Kapital in den USA geparkt haben. Ob und in welchem Umfang das der Fall ist, werden wir wohl in den kommenden Tagen erfahren.

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Direkte Folgen werden wir in Deutschland wohl nicht spüren, wohl aber die indirekten. In Folge der Schließung der SVB hat eine Diskussion über die künftige Zinspolitik, nicht nur in den USA, begonnen. Die SVB ist daran gescheitert, dass die ihr Geld in langfristige und niedrig verzinste US-Anleihen gesteckt hat. Als immer mehr Kunden ihre Einlagen abgezogen haben, musste die SVB diese Anleihen mit einem sehr deutlichen Kursverlust verkaufen (ansonsten hätte niemand am Kapitalmarkt die niedrig verzinsen Anleihen gekauft). In einem ähnlichen Dilemma stecken aber auch deutsche Banken und Sparkassen. Auch die haben in der Vergangenheit auf sichere Bundesanleihen mit niedrigen Zinsen gesetzt und müssen jetzt teils hohe Abschreibungen auf deren Wert vornehmen (allein bei den Sparkassen liegt der Abschreibungsbedarf bei rund 8 Mrd Euro!).

Politik und Notenbanken stecken jetzt in einem echten Dilemma. Auf der einen Seite wollen/sollen sie durch höhere Zinsen die Inflation bremsen, auf der anderen Seite könnten weitere Zinserhöhungen eine ähnliche Situation wie bei der SVB auch bei anderen Banken herbeiführen. Logisch, denn desto mehr die Zinsen steigen, desto mehr verlieren niedrig verzinste Anleihen und Co. an Wert. So lange die Bankkunden ihr Geld bei den Banken lassen, ist noch alles i.O., denn dann handelt es sich bei den Verlusten mit Anleihen nur um sog. Buchverluste.  Kritisch wird´s aber, wenn Kunden ihre Einlagen bei Banken abziehen und diese ihre Anleihen  verkaufen müssen, um genügend Liquidität vorzuhalten. Das könnte eine Kettenreaktion ergeben, anderen Ende Vater Staat - mal wieder- einspringen müsste, damit nicht das komplette Finanzsystem (besser Bankensystem) kollabiert.

Was den Bereich Immobilienfinanzierungen in Deutschland betrifft, könnte sich das Ende der SVB am Ende als Segen herausstellen. Die EZB wird sich spätestens jetzt Gedanken machen müssen, ob weitere Zinserhöhungen noch ein probates Mittel sind. Was nützt die beste "Anti-Inflations-Politik", wenn am Ende wieder mal Banken mit Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch gerettet werden müssen? Nicht so viel!

Warten wir mal ab, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickelt (insbesondere auch, was die USA jetzt unternehmen). Ich könnte mir vorstellen, dass die EZB weitere geplante Zinserhöhungen erst einmal aussetzt.

Ihr

Olaf Varlemann