Bausparen: macht das angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt noch Sinn?
04.06.2021: Dank der seit langem anhaltenden Niedrigzinsphase hat das Thema Bausparen relativ an Bedeutung verloren. Die meisten Bausparer haben in den vergangenen Jahren auf die Bauspardarlehen verzichtet, weil diese im Vergleich zu den Bankdarlehen deutlich teuerer waren. Wer gerade akut eine Immobilie finanzieren will, fährt meist ohne Bausparvertrag besser. Da die Zinsen aktuell aber wieder steigen, macht es für alle, die erst in 2 oder mehr Jahren Finanzierungsbedarf haben, durchaus Sinn, über das Thema Bausparen nachzudenken.
(Hinweis: dieser Artikel ist aufgrund der derzeitigen Zinsentwicklung nicht mehr aktuell!)
Das grundlegende Prinzip beim Bausparen ist uralt und eigentlich sehr simpel. Man zahlt über die Jahre mehr oder weniger regelmäßig in einen Bausparvertrag ein und spart so das Eigenkapital für den Immobilienerwerb oder Neubau an. Neben dem Eigenkapital erhält man von der Bausparkasse außerdem noch ein vergleichsweise günstiges Darlehen, dessen Konditionen heute schon genau feststehen. Das Eigenkapital und das Bauspardarlehen decken dann schon mal einen Teil der gesamten Finanzierung ab. Den "Rest" holt man sich dann bei einer x-beliebigen Bank, für die das Bauspardarlehen eine Art von Eigenkapitalersatz ist. Siehe auch >>So funktioniert Bausparen>>.
In der aktuellen Niedigzinsphase war das mit den Konditionen ein Problem, denn die Darlehenszinssätze bei alten Bausparverträgen sind aktuell nicht gerade berauschend. In der Folge haben daher viele Bausparer auf das Bauspardarlehen verzichtet und nur das angesparte Eigenkapital zur Finanzierung verwendet. Im Nachhinein betrachtet hat sich das mit dem Bausparvertrag also nicht wirklich gerechnet, aber es hätte auch in eine ganz andere Richtung gehen können (und hinterher ist man ja immer klüger).
In den vergangenen Jahren haben aber die Bausparkassen ihre Zinssätze an die Niedrigzinsen der Banken angepasst. Zudem haben die Bausparkassen auch den Anteil reduziert, den man erst einmal selbst in einen Bausparvertrag einzahlen muss (Mindestguthaben), um später auch das Bauspardarlehen zu bekommen. Diese Änderungen und die Tatsache, dass die Zinsen für Immobilienfinanzierungen allgemein wieder nach oben gehen, machen das Thema Bausparen - in bestimmten Situationen- wieder attraktiv.
Eigenkapital schaffen und hebeln!?
Grundsätzlich kann man heute eine Immobilie auch ohne Eigenkapital finanzieren. Aber die Banken werden beim Thema Vollfinanzierungen - Dank Corona und der Angst vor einer Immobilienblase- immer mäkeliger. Und das wird in Zukunft sicher nicht besser werden. Wer in 2, 5 oder 10 Jahren eine Immobilie finanzieren will, wird bei den Banken ganz ohne Eigenkapital wahrscheinlich nichts mehr werden. Zudem sind Vollfinanzierungen vergleichsweise teuer (die Banken lassen sich das höhere Risiko eines möglichen Kreditausfalls gut bezahlen).
Eigenkapital kann man auf verschiedenen Wegen ansparen. Dabei gibt es trotz der aktuell niedrigen Zinsen sicher auch höhere Renditen als bei einem Bausparvertrag (da bekommt man auf sein Sparguthaben meist nur magere 0,10% Zinsen). Der Clou beim Bausparen besteht aber darin, dass man damit sein Eigenkapital hebeln kann. Dieser Hebel ist das Bauspardarlehen. Für eine Bank, die den Hauptteil der Finanzierung übernehmen soll, ist dieses Bauspardarlehen genau so gut wie Eigenkapital. Grund: die Bank trägt für dieses Bauspardarlehen nicht das Ausfallrisiko.
Mit einem Bausparvertrag, der mindestens die zu erwartenden Erwerbsnebenkosten abdeckt, kann man im ersten Schritt seine Finanzierungsmöglichkeiten erhöhen und unter dem Strich deutlich bessere Finanzierungskonditionen bekommen. Ob und in welcher Größenordnung das in Ihrem Fall Sinn macht, muss man aber im persönlichen Gespräch genau klären. Wer hier einfach "mal schnell" irgendeinen Bausparvertrag abschließt, kann damit ziemlich auf die Nase fallen.
Übrigens: sollten Sie das angesparte Eigenkapital mal für etwas anderes benötigen, können Sie sich das problemlos auszahlen lassen (und ggf. später wieder auch wieder einzahlen).
Vergleichsweise niedrige Zinsen sichern?!
Mit einem Bausparvertrag können Sie sich heute durchaus Zinssätze von 1% für das spätere Bauspardarlehen sichern. Wenn man davon ausgeht, dass die Zinsen für Immobilienfinanzierungen weiter steigen werden, klingt das nach einem guten Plan, sich die heutigen Zinsen zu sichern. Der Plan hat allerdings einen kleinen Haken: der Weg zum günstigen Bauspardarlehen ist keine Autobahn (einfach rauf und dann mit Vollgas immer geradeaus), sondern eher ein gemütlicher Feldweg mit dem einen oder anderen Hindernis. Wenn man da irgendwo falsch abbiegt, landet man schnell im Graben.
Das größte Hindernis bei dem Plan ist, dass man das Darlehen nur bekommt, wenn man vorher über einen bestimmten Zeitraum einen bestimmten Teil in den Bausparvertrag eingezahlt hat (Standard ist ein Verhältnis von 40% Guthaben und 60% Darlehen = 100% Bausparsumme). Wer heute einen Bausparvertrag über 100.000 Euro abschließt, muss also erst einmal rund 40.000 Euro selbst dort einzahlen, um später rund 60.000 Euro Darlehen zu bekommen. Über diesen Weg eine komplette Immobilienfinanzierung beispielsweise in 5 Jahren sichern zu wollen, wäre ziemlich "sportlich" und für die meisten Menschen sicher nicht machbar.
Statt dessen kann es aber durchaus Sinn machen, sich auf diesem Weg einen Teil der späteren Gesamtfinanzierung zu sichern. Je größer der Anteil ist, den Sie mit dem Bausparguthaben und dem Bauspardarlehen zahlen können, desto günstiger werden die Konditionen bei der Bankfinanzierung. Auch hier gilt: ohne echte Beratung geht hier nichts, denn die diversen Tarife der verschiedenen Bausparkassen unterscheiden sich deutlich voneinander.
Faire Beratung und Auswahl gibt´s bei uns!
Anders als Vertreter bestimmter Bausparkassen oder Banken/Sparkassen haben wir nicht den Auftrag, möglichst viele Bausparverträge mit möglichst hohen Bausparsummen zu verkaufen (egal, ob sinnvoll oder nicht). Unser Hauptgeschäft sind Immobilienfinanzierungen. Daher wissen wir aus der Praxis heraus auch sehr genau, ob und in welchen Grenzen sich Bausparen wirklich rechnet. Zudem beschränken wir uns nicht auf die Angebote einer einzigen Bausparkasse, sondern arbeiten mit verschiedenen Bausparkassen zusammen.
Wenn Sie wissen wollen, ob das Thema Bausparen für Sie eine sinnvolle Option für eine spätere Immobilienfinanzierung sein kann, vereinbaren Sie einfach einen kostenfreien und unverbindlichen Beratungstermin mit einem unserer Kooperationspartner in Ihrer Nähe. Sie bekommen dort eine echte und faire Beratung, die nicht darauf ausgelegt ist, Ihnen auf-Teufel-komm-raus einen Bausparvertrag zu verkaufen. Sicher haben die Kolleginnen und Kollegen ggf. auch andere Ideen, wie Sie Ihren Traum von den eigenen 4 Wänden später möglichst einfach umsetzen können.
Ihr
Olaf Varlemann
Inhaber von baufi-nord.de
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