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Stundung von Darlehehensraten: was ist eigentlich mit den Zinsen?

12.04.2020: Alle Darlehens- und Kreditnehmer, die wegen der Corona-Epidemie in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind, können von den Banken verlangen, dass die Zins- und Tilgungsraten für 3 Monate augsetzt werden. Leichte Verwirrung herrscht allerdings darüber, was mit den in dieser Zeit anfallenden Zinsen passiert. Müssen die Banken die Kredite für diese Zeit zinsfrei stellen?

Corona   Zinsen bei Ratenstundung

Bildnachweis: Shutterstock/microstock3D

Es klingt sehr simpel: wer befürchtet, die Zins- und Tilgungsraten, beispielsweise wegen Kurzarbeit nicht zahlen zu können, kann jetzt von der Bank eine Stundung der Raten verlangen. Die maximal 3 Raten werden dann einfach "hintendran gehängt" (= die Gesamtlaufzeit eines Darlehens- oder eines Kredites verlängert sich um diese 3 Monate). Das Problem: was passiert eigentlich mit den Zinsen, die in diesen 3 Monaten anfallen?

Der Gesetzgeber hat es sich - und den Verbrauchern- einfach gemacht und den Banken vorgegeben, dass sie für diese 3 Monate auf Zinsen verzichten müssen. Ansonsten würde die Rechnung, dass die 3 Monatsraten einfach "hintendran gehängt" werden, auch nicht aufgehen. Den Banken schmeckt das aus verständlichen Gründen nicht wirklich und so haben sie Anfang April mittels Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft (Interessenvertretung aller Bankverbände) versucht, den Gesetzgeber zu einer Änderung zu bewegen: Ratenstundung gerne, aber bitte ohne Verzicht auf die in dieser Zeit anfallenden Zinsen.

Im ersten Augenblick kann man jetzt die Banken für eine derartige Initiative verfluchen und sich über raffgierige Banker beklagen, die aus der Not Einzelner noch Kapital schlagen wollen. Nur, so einfach ist das nicht.

Bei einem Kunden auf Zinsen für 3 Monate auf die Darlehenszinsen zu verzichten, fällt bei den Banken nicht ins Gewicht. Ganz anders sieht es aber aus, wenn aus dem einen Kunden hunderte oder gar tausende werden. Das Geschäft mit Verbraucherkrediten und Immobilienfinanzierungen ist auch unter normalen Umständen nicht besonders "margenträchtig" (da muss es die Masse machen). Wenn eine Bank dann für 3 Monate auf Zinsen verzichten soll, kann das deren Bilanz schon ordentlich verhageln, zumal ja die eigenen Kosten für die Darlehen bzw. deren Refinanzierung in der Zeit weiterlaufen. Wie sich dieser zinsverzicht auswirkt, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Da kommt es bei jeder Bank oder Sparkasse darauf an, wie viele Kunden tatsächlich von der Stundung Gebrauch machen und wie viele ihre Zins- und Tilgungsraten weiterzahlen. Und es wird auch davon abhängen, ob und in welcher Höhe es bei der einen oder anderen Bank zu weiteren Zahlungsausfällen wegen Corona kommt. Ich gehe nicht davon aus, dass es Banken wegen möglicher Zahlungsausfälle und Zinsverzicht komplett aus der Bahn werfen wird. Wenn es einigermaßen läuft, müssen wahrscheinlich nur Aktionären, Genossen (Volks- und Raiffeisenbanken) oder Kommunen (Sparkassen) mit geringeren Gewinnausschüttungen/Dividenden rechnen. Warten wir es mal ab.

Ihr

Olaf Varlemann

Inhaber von baufi-nord.de

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